Tales from an old blog
From roughly 2005 to 2009 I maintained a personal blog, using it to advertise my writing chops to potential clients. It worked, some people got interested. But then newsrooms got smaller, budgets got cut, and the payments got silly. Bye-bye journalism.
Here’s one article I wrote about Machinima from 2005. Also about citizen journalism and the french riots of the same year.
Auf, Kinder des Vaterlands!
“The French Democracy” zeigt die Unruhen der Pariser Vorstädte. Gedreht mit Hilfe eines Computerspiels. Die Machinima-Revolution und der neue politische Film.
Brennende Autos, Polizei-Gewalt und latenter Rassismus - was wie eine Zusammenfassung der Ereignisse in Frankreich im letzten Monat klingt, ist der Inhalt des Films “The French Democracy” von Alex Chan. Das besondere an Chans Film ist nicht nur die Geschwindigkeit, mit der über das Medium auf ein politisches Ereignis eingegangen wurde, sondern vor allem seine Machart. Es ist ein so genannter “Machinima”, ein Film der mit Hilfe eines Computer-Spiels gemacht wurde. Diese seit 1997 existierende Subkultur verwendet meist Ego-Shooter oder Online-Rollenspiele als Vorlage für ihre Filme. Die Szenen werden dabei mit Hilfe der Spiel-Charaktere inszeniert und gefilmt, anschließend wird das ganze synchronisiert und mit der neuen Ton-Spur versehen.
Diesen Trend hat Peter Molyneux erkannt und im November sein Spiel “The Movies” herausgebracht, das sich dezidiert an ambitionierte Amateur-Filmer richtet. Abgesehen von mehr Freiheiten in Sachen Setting und Kamera-Einstellung, kann die fertige Produktion auf eine Community-Webpage hochgeladen werden.
Und diese zählt bereits 19.000 Einträge. Zusätzlich zur Möglichkeit des Downloads kann das Ganze auch kommentiert werden. Besonders stark wird davon im Falle von “The French Democracy” gebrauch gemacht: Der Film sei eine Simplifizierung, Opfer derselben Logik die er anprangert, der Film sei genial. Die insgesamt 262 Kommentare zeigen auf wie die Öffentlichkeit das Geschehene wahrgenommen hat und wie schwer es ist das Thema in jedwelchem Medium zu behandeln.
Das diese ganze Dynamik aus Ereignis, Produktion und Kommentaren fast ohne finanziellen Aufwand entstehen konnte, ist das Schöne an Machinima. Es zeigt den Weg in eine Zukunft, in der Filme kommerziell ungebunden in die ganze Welt verbreitet werden können. Die Diskussion ist dabei online und international.
Natürlich wird dabei viel Schrott entstehen. Nicht jeder der 19.000 Einträge ist es wert angesehen zu werden. Aber die Möglichkeit ist da. Und mit ihr der leise Gedanke an eine politische Dimension des Mediums Film wie sie seit 1968 nicht mehr vorstellbar war.